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Einladung zur Ausstellungseröffnung am 9. Mai 2021


Liebe Freunde der Kunst!

Endlich ist es wieder soweit und eine Ausstellung kann stattfinden. Mit einer Kollegin gemeinsam werde ich im Mai und Juni diesen Jahres in der Galerie am Lieglweg meine Werke zeigen. Ich freue mich über Ihren Besuch!


Liebe Besucherinnen und Besucher,

Michelangelo soll einmal gesagt haben, dass jeder Steinblock bereits seine Statue in sich trage. Es sei die Aufgabe des Bildhauers, sie zu finden. Ganz ähnlich verhält es sich womöglich mit dem Material, mit dem wir es hier zu tun haben.

Alles, was Sie hier sehen, alle Figuren, Gefäße und Objekte sind von Hand modelliert. Dafür sind sehr lange Arbeitsprozesse nötig. Olivia Weiß findet die endgültige Form meist erst während des Modellierens. Der direkte Kontakt mit dem Material ist ihr wichtig: das Haptische, das Greifen, Kneten, Quetschen und Streichen in diesem schönen Schöpfungsprozess.

Was die Künstlerin inspiriert, woher sie ihre Anregungen und Ideen bekommt – dafür nennt sie verschiedene Quellen, die nicht gleich oder offensichtlich mit der Keramikarbeit und dem Gestalten in Verbindung stehen. Richten Sie Ihren Blick vielleicht einmal auf jene Figur in der Mitte des Raumes. Sollten Sie jemals Becketts „Molloy“ gelesen haben, wird Ihnen dieses arm- und beinlose Wesen vielleicht bekannt erscheinen. Inspiration erfährt Olivia aber auch durch die Natur, die sich selbst oft sehr gewagte Geschöpfe erlaubt: Fische etwa, die auf Füßen am Meeresgrund spazieren gehen. Es gibt kaum etwas, was es nicht gibt.

Steht die Form einmal fest, ist die farbliche Gestaltung zu entscheiden, die Auswahl der Materialien für die Glasur oder – bei einer weiteren Bemalung – die Farben für die Aufglasur. Manche Stellen werden besonders hervorgehoben. Für diese Veredelung werden teure Materialien eingesetzt. So sind die Schnäbel des Vogels, den Sie hier sehen, aus Glanzplatin oder die Aufglasur bei manchen Fröschen aus Perlmutt – oder Irislüster.

Der Produktionsprozess bleibt bis zum Schluss spannend. Mehrere Brände sind notwendig und jedes Mal gibt es diesen aufregenden Moment, wenn die Ware aus dem Ofen kommt. Die Keramikerin muss immer auch mit Überraschungen rechnen. Manchmal gibt es auch Enttäuschungen, wenn der Scherben bricht, weil sich Luftblasen im Ton gebildet haben oder die Wände eines Objekts eine zu unterschiedliche Dicke aufweisen.

Sie sehen, es ist großes fachliches Wissen vonnöten, um solche Objekte herzustellen. Olivia Weiß hat an der Universität für Angewandte Kunst in Wien Ihr Diplom mit Auszeichnung gemacht und bereits zuvor die Keramikfachschule mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen. Seit zwei Jahren wohnt sie in Neulengbach und hat bereits mehrmals im Rahmen der offenen Ateliers Einblicke in ihre Werkstatt gegeben.

Ihr Interesse auch an sehr alten Techniken zur Herstellung von Tongefäßen hat sie vor einigen Jahren sogar dazu bewogen, bei einem archäologischen Projekt mitzuwirken. Dabei wurden anhand von Rekonstruktionen und Originalscherben Repliken hergestellt, um in nachgebauten steinzeitlichen Öfen originalgetreue Nachbildungen von Jahrtausende alten Vasen, Krügen und Gefäßen zu schaffen. Eine komplett ausgestattete Kochstelle mit all diesen Gefäßen ist in einem Museum an einem Fundort in Platt in Niederösterreich zu sehen.

Ihr großes fachliches Wissen kommt jedoch auch in einem völlig anderen Rahmen zum Einsatz: Als Arbeitsanleiterin der Keramikgruppe der Emmaus-Gesellschaft in St. Pölten leitet Olivia Weiß eine Gruppe von psychisch Kranken und entwickelt Serienprodukte für den Verkauf.

Sie wissen: Kunst kann nur entstehen, wenn auch der Künstler leben kann. Deshalb wünsche ich Olivia, dass Sie einige Objekte mit nach Hause nehmen. Seit wir Jahrtausende alte Keramiken gefunden haben, wissen wir: Diese Kunst ist für die Ewigkeit – außer sie fällt irgendwo runter.

Einen schönen und inspirierenden Abend!


Text: (c) Gerhard Weiß und Constantin Göttfert

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